PV-Überspannungsschutz: Sicherheit für Photovoltaikanlagen
Der Überspannungsschutz für PV-Anlagen gehört zum Cluster der Schutzmaßnahmen in der Photovoltaik. Er bewahrt Ihr System vor potenziellen Schäden durch elektrische Überspannungen, die durch verschiedene Ursachen entstehen können – etwa durch
- Blitzeinschläge,
- Schalthandlungen im Stromnetz
- oder elektromagnetische Einflüsse.
Derartige plötzliche Spannungsanstiege stellen ein erhebliches Risiko für die empfindlichen elektrischen und elektronischen Komponenten einer PV-Anlage dar – darunter Module, Wechselrichter und Kabel.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Überspannungsschutz bewahrt PV-Anlagen vor Schäden durch Blitzeinschläge, Netzstörungen und elektromagnetische Einwirkungen. Zeitgleich erhöht er die Lebensdauer empfindlicher Komponenten wie Wechselrichter und Module.
- Gemäß DIN VDE 0100-712 ist ein Überspannungsschutz in vielen Fällen verpflichtend – insbesondere bei Blitzschutzsystemen oder in gefährdeten Regionen.
- Typ-1-, Typ-2- und Typ-3-Ableiter sowie Schutzmaßnahmen für DC- und AC-Seite sorgen für einen abgestuften Schutz gegen direkte und indirekte Überspannungen.
- Eine regelmäßige Inspektion durch Fachpersonal stellt sicher, dass der Überspannungsschutz den aktuellen Standards entspricht und optimal funktioniert.
Wie funktioniert der Überspannungsschutz für eine PV-Anlage?
Komponenten des PV-Überspannungsschutzes
Der Überspannungsschutz in Photovoltaikanlagen basiert auf der Kombination spezialisierter Komponenten, die gemeinsam ein Schutzsystem bilden.
Die zentralen Bauteile sind sogenannte Überspannungsableiter, die in verschiedenen Typen und für unterschiedliche Anwendungen erhältlich sind:
- Typ-1-Ableiter sind für den Schutz vor direkten Blitzströmen ausgelegt. Sie kommen meist in Anlagen zum Einsatz, die in Gebäuden mit einem externen Blitzschutzsystem installiert sind.
- Typ-2-Ableiter schützen vor indirekten Überspannungen – etwa durch entfernte Blitzeinschläge oder Schalthandlungen im Stromnetz. Typ-2-Ableiter sind ein essenzieller Bestandteil jeder PV-Anlage.
- Typ-3-Ableiter werden als Fein- oder Endschutz nahe empfindlichen Geräten (Wechselrichter) verwendet. Sie sorgen für zusätzlichen Schutz, wenn die vorangegangenen Ableiter nicht alle Überspannungsspitzen abfangen konnten.
Zusätzlich gibt es spezielle Schutzgeräte für die DC-Seite (Gleichstrom) und die AC-Seite (Wechselstrom). Während auf der DC-Seite vor allem die PV-Module und Kabel geschützt werden, dient der Schutz auf der AC-Seite der Absicherung von Wechselrichtern und Einspeisepunkten ins Stromnetz.
Wirkungsweise & Schutzmechanismen
Die Hauptaufgabe eines Überspannungsschutzes ist es, gefährliche Spannungen von den empfindlichen Komponenten der PV-Anlage fernzuhalten.
Überspannungsableiter funktionieren nach einem einfachen, aber effektiven Prinzip: Sie leiten die überschüssige elektrische Energie direkt zur Erde ab, bevor sie die Anlage erreichen kann. Dadurch wird verhindert, dass die Spannung einen kritischen Wert überschreitet.
Die Funktionsweise fußt auf speziellen Materialien und Mechanismen wie
- Gasentladungsröhren,
- Varistoren
- oder Dioden.
Sie reagieren schnell auf Spannungsüberschreitungen und schaffen gezielt eine niederohmige Verbindung zur Erde. Sobald die Spannung wieder ein normales Niveau erreicht hat, schalten die Schutzgeräte automatisch zurück in ihren Ursprungszustand.
Ein weiterer Schutzmechanismus ist die Kaskadierung, bei der mehrere Schutzgeräte in Serie geschaltet werden. Dabei übernimmt jede Stufe eine bestimmte Aufgabe:
- Der Grobschutz (Typ 1) fängt große Energieimpulse ab.
- Der Mittelschutz (Typ 2) reduziert die Restspannung weiter.
- Der Feinschutz (Typ 3) sorgt für den letzten Sicherheitsfilter.
Arten von Überspannungen bei PV-Anlagen
Photovoltaikanlagen sind durch ihre exponierte Lage auf Dächern oder Freiflächen besonders anfällig für Überspannungsschäden, die durch verschiedene Ursachen entstehen und je nach Art unterschiedliche Auswirkungen haben.
Ein solides Verständnis der verschiedenen Überspannungsarten ist entscheidend, um gezielte Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
Direkte Überspannung nach Blitzeinschlag
Eine direkte Überspannung tritt auf, wenn ein Blitz unmittelbar in die PV-Anlage oder in das Gebäude einschlägt. Die sehr hohen Spannungen und Ströme, die dabei freigesetzt werden, können verheerende Schäden verursachen. Module, Wechselrichter und Verkabelung können durch die hohe Energiedichte buchstäblich zerstört werden.
Ein wirksamer Schutz gegen direkte Blitzeinschläge wird durch die Integration eines äußeren Blitzschutzsystems gewährleistet. Ein derartiges System leitet den Blitzstrom über speziell installierte Ableitungen sicher in den Boden ab, bevor er die elektrischen Komponenten der PV-Anlage erreichen kann. Ergänzt wird der Schutzmechanismus durch Überspannungsableiter vom Typ 1. Er fängt die Restenergie auf und sichert die Anlage so zusätzlich ab.
Indirekte Überspannung durch elektromagnetische Einwirkungen
Auch wenn ein Blitz nicht direkt in die Anlage einschlägt, können die dabei entstehenden elektromagnetischen Felder zu Überspannungen führen.
Indirekten Überspannungen entstehen, wenn die Energie des Blitzes in nahegelegene
- Leitungen,
- Kabel
- oder das Erdreich übertragen wird.
Die dabei induzierten Spannungen können durch die Verkabelung der PV-Anlage in empfindliche Komponenten gelangen und Schäden verursachen. Besonders gefährdet sind lange Leitungswege, wie sie bei Freiflächenanlagen häufig vorkommen. Überspannungsableiter vom Typ 2 sind hier die wichtigste Schutzmaßnahme. Sie reagieren blitzschnell auf die Spannungsanstiege und leiten diese kontrolliert ab, bevor sie Schäden verursachen können.
Netzseitige Überspannungen
Netzseitige Überspannungen entstehen, wenn es im Stromnetz zu plötzlichen Spannungsspitzen kommt. Ursache für solch ein Szenario können sein:
- Schalthandlungen
- Fehler in der Stromversorgung
- Störungen bei Nachbaranlagen
Netzseitige Überspannungen betreffen vor allem die AC-Seite der PV-Anlage – also den Wechselrichter und die Einspeisung ins Stromnetz.
Obwohl diese Überspannungen in der Regel weniger energieintensiv sind als Blitzschläge, können sie durch ihre Häufigkeit und schleichende Auswirkungen die Lebensdauer von Wechselrichtern und anderen empfindlichen Komponenten erheblich verkürzen.
Gesetzliche Vorgaben & Normen
Die Installation und der Betrieb von Photovoltaikanlagen unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben und Normen, um die Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Anlagen zu gewährleisten.
Eine der zentralen Normen im Bereich des Überspannungsschutzes für PV-Anlagen ist die DIN VDE 0100-712. Sie beschreibt die Anforderungen an elektrische Anlagen, die Energie aus Photovoltaiksystemen erzeugen. Zudem regelt sie den Schutz vor Überspannungen, die durch Blitzeinschläge oder Netzstörungen entstehen können.
Gemäß der DIN VDE 0100-712 ist der Einsatz von Überspannungsschutzgeräten verpflichtend, wenn ein potenzielles Risiko für Menschen oder Sachwerte besteht. Das ist bei Anlagen der Fall, die
- in Gebäuden mit Blitzschutzsystemen installiert sind,
- eine direkte Verbindung zu sensiblen elektronischen Geräten haben,
- in Regionen mit einer hohen Blitzhäufigkeit betrieben werden.
Zusätzlich greifen weitere Normen wie die DIN EN 62305 (Blitzschutz) und die DIN VDE 0675 (Überspannungsschutzeinrichtungen), die die technischen Anforderungen an Schutzgeräte und ihre Installation spezifizieren.
FAQ zum PV-Überspannungsschutz
Ein Überspannungsschutz ist in vielen Fällen gesetzlich vorgeschrieben – vor allem bei Anlagen, die in Gebäuden mit Blitzschutzsystemen installiert sind oder wenn das Gebäude durch Überspannungen potenziell gefährdet ist.
Gemäß DIN VDE 0100-712 ist der Schutz ebenfalls verpflichtend, wenn die Sicherheit von Personen oder Sachwerten beeinträchtigt werden könnte. Auch bei netzgekoppelten Anlagen mit sensiblen elektronischen Geräten im Hausnetz wird der Überspannungsschutz dringend empfohlen, um mögliche Schäden zu vermeiden.
Die Kosten für einen Überspannungsschutz variieren je nach Größe der Anlage und den spezifischen Anforderungen. Für eine typische Wohnhaus-PV-Anlage bewegen sich die Kosten für die benötigten Schutzgeräte inklusive Installation oft im Bereich von 500 bis 1.500 Euro. Bei größeren oder gewerblichen Anlagen können diese Kosten höher ausfallen, da zusätzliche Komponenten wie Schutzgeräte für die DC- und AC-Seite sowie Blitzschutzmaßnahmen erforderlich sein können.
Ja, ein Überspannungsschutz kann in den meisten Fällen problemlos nachgerüstet werden. Das ist besonders sinnvoll, wenn die Anlage ursprünglich ohne Schutzmaßnahmen installiert wurde oder neue Risiken durch Veränderungen wie den Bau eines Blitzschutzsystems entstanden sind.
Fachbetriebe können den Schutz entsprechend den aktuellen Normen und Anforderungen planen und installieren. Eine Nachrüstung ist oft kostengünstiger, als durch Überspannungsschäden verursachte Ausfallzeiten oder Reparaturen in Kauf zu nehmen.
Ob Ihre PV-Anlage ausreichend vor Überspannungen geschützt ist, lässt sich durch eine Überprüfung der verbauten Schutzgeräte und der Anlagenplanung feststellen.
In der Regel verfügen moderne Anlagen über Überspannungsableiter, die auf der DC- und AC-Seite installiert sind. Ein Blick in die Anlagenunterlagen oder ein Gespräch mit dem Installateur schafft Klarheit. Auch eine regelmäßige Wartung oder Inspektion durch Fachpersonal ist ratsam.
Auch kleinere PV-Anlagen können von einem Überspannungsschutz profitieren. Zwar ist der gesetzliche Schutz hier nicht immer verpflichtend, jedoch schützt ein Überspannungsschutz vor unerwarteten Schäden.
Gerade bei sensiblen Komponenten wie Wechselrichtern oder Mikrowechselrichtern ist ein zusätzlicher Schutz eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme, um die Lebensdauer der Anlage zu verlängern.
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