Agrar-Photovoltaik: Doppelte Flächennutzung für Ernte und Energie

Agrar-Photovoltaik – häufig auch als Agri-PV bezeichnet – beschreibt die gleichzeitige Nutzung von

  • landwirtschaftlichen Flächen für die Nahrungsmittelproduktion
  • und die Erzeugung von Solarenergie.

Photovoltaikanlagen werden so über Ackerflächen, Wiesen oder Feldern installiert, dass darunter weiterhin landwirtschaftliche Tätigkeiten möglich sind – etwa der Anbau von Nutzpflanzen oder die Viehzucht.

Das Konzept basiert auf der Idee der sogenannten „doppelten Flächennutzung“. Heißt: Flächen werden nicht ausschließlich für die Energiegewinnung oder die Landwirtschaft genutzt. Agri-PV sieht eine Symbiose beider Bereiche vor. Die PV-Module werden dabei häufig auf erhöhten Gestellen montiert, sodass genügend Raum für Maschinen, Menschen und Tiere unter den Anlagen bleibt.

Installateur montiert Solarmodule auf dem Dach eines Hauses, während unten ein gelber Lieferwagen mit Blitzsymbol und drei Personen stehen.
6 Minuten

Das Wichtigste in Kürze

  • Agrar-Photovoltaik kombiniert die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für den Anbau von Pflanzen oder die Viehzucht mit der Erzeugung von Solarenergie.
  • Die PV-Module werden auf erhöhten Gestellen installiert, um ausreichend Platz für landwirtschaftliche Maschinen und die Arbeit auf dem Feld zu lassen.
  • Von Ackerflächen und Obstplantagen bis hin zu Weideflächen – Agrar-PV lässt sich flexibel in verschiedenen landwirtschaftlichen Szenarien einsetzen und bietet sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile.
  • Agrar-PV-Anlagen tragen zur Senkung des CO₂-Ausstoßes und zur Stabilisierung von Erträgen in der Landwirtschaft bei.

Wie funktionieren Agrar-PV-Anlagen?

Das Prinzip von Agrar-PV-Anlagen ist denkbar einfach: Die PV-Module erzeugen Strom aus Sonnenlicht, während die darunterliegende Fläche weiterhin für die Landwirtschaft genutzt wird.

Die Funktionsweise der Module unterscheidet sich nicht von herkömmlichen PV-Anlagen. Sonnenlicht trifft auf die Solarmodule, deren Solarzellen durch den photovoltaischen Effekt Strom erzeugen. Der erzeugte Gleichstrom wird durch Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt, der direkt genutzt, gespeichert oder ins Stromnetz eingespeist werden kann.

Aufbau & technische Komponenten

Die technische Gestaltung von Agrar-Photovoltaikanlagen unterscheidet sich in einigen Punkten von herkömmlichen PV-Anlagen. Die Hauptkomponenten umfassen:

  • Solarmodule
  • Trägersysteme
  • Wechselrichter
  • Nachführsysteme (optional)
  • Erd- und Kabelsysteme

Optimierung des Mikroklimas

Ein interessantes technisches Detail ist die Auswirkung der Solarmodule auf das Mikroklima.

Die PV-Module spenden Schatten und reduzieren dadurch die Verdunstung des Bodens. Gleichzeitig schützt die Konstruktion die Pflanzen vor Witterungsextremen wie Hagel oder Starkregen. Diese Effekte können dazu beitragen, den Ertrag landwirtschaftlicher Kulturen unter bestimmten Bedingungen zu stabilisieren oder sogar zu erhöhen.

Agri-PV: Wo liegen die Vor- und Nachteile?

Vorteile

  • Doppelte Nutzung von Land (Energieerzeugung & Landwirtschaft)
  • Schutz der Pflanzen vor Witterungseinflüssen
  • Beitrag zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks
  • wirtschaftliche Vorteile für Landwirte

Nachteile

  • Auswirkungen auf Pflanzenwachstum und Ernteerträge
  • finanzieller Aufwand
  • rechtliche Hürden
  • technische Herausforderungen bei der Installation

Wo können Agrar-Photovoltaikanlagen eingesetzt werden?

Agrar-Photovoltaikanlagen können in einer Vielzahl von landwirtschaftlichen Szenarien eingesetzt werden. Die Einsatzgebiete umfassen unter anderem die Ackerwirtschaft und Sonderkulturen wie Obst-, Gemüse- oder Weinbau.

Ihre Vielseitigkeit macht sie sowohl für großflächige landwirtschaftliche Betriebe als auch für kleinere Agrarflächen attraktiv. Besonders in Regionen mit starker Sonneneinstrahlung sind sie eine zukunftsweisende Lösung.

Schon gewusst?

Der Anbau von Nutzpflanzen unter PV-Modulen birgt einige interessante Kniffe. Die Module können so angeordnet werden, dass sie genug Licht für das Pflanzenwachstum durchlassen, gleichzeitig aber einen Teil des Sonnenlichts blockieren. So werden die Pflanzen vor übermäßiger Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Daraus ergeben sich mehrere Vorteile – z. B. Ertragsstabilität.

Agri-PV ist auch hervorragend mit der Viehhaltung kombinierbar. Die erhöht montierten Module bieten Schatten für Tiere, was besonders in heißen Sommermonaten zur Verbesserung des Tierwohls beiträgt.

Durch die Nutzung der Flächen unter den Modulen als Weideland wird eine zusätzliche landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht. Die Tiere wiederum tragen dazu bei, die Flächen unter den Modulen zu pflegen, indem sie Gras und Unkraut abweiden, was die Wartungskosten der Anlage senkt.

Fördermöglichkeiten für Agrar-Photovoltaik

Die Installation von Agrar-Photovoltaikanlagen wird in vielen Ländern durch staatliche Förderprogramme unterstützt. Das Ziel: Den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen und die Landwirtschaft in die Energiewende einbinden.

In Deutschland fördert die KfW (Kreditanstalt für den Wiederaufbau) über ihre Energieeffizienz- und Klimaschutzprogramme die Investition in Agrar-PV.

Hinweis

Weitere Fördermöglichkeiten ergeben sich aus Landesprogrammen, die speziell auf die Bedürfnisse regionaler Landwirtschaftsbetriebe abgestimmt sind. Landwirte sollten sich daher frühzeitig über die jeweils geltenden Förderprogramme informieren, um die Finanzierung der Anlage zu erleichtern.

Beispiele erfolgreicher Agrar-PV-Projekte

Frankreich – Agri-PV in der Weinproduktion
In der südfranzösischen Region Occitanie wurde ein Vorzeigeprojekt umgesetzt, bei dem Agri-PV-Anlagen über Weinreben installiert wurden.
Die Solarmodule bieten den Reben Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung und Hitzewellen, die durch den Klimawandel zunehmen. Gleichzeitig wird Solarstrom erzeugt, der die lokale Stromversorgung unterstützt.
Erste Ergebnisse zeigen eine verbesserte Qualität der Trauben sowie stabile Ernteerträge trotz extremer Witterungsbedingungen.

Japan – Agri-PV für den Reisanbau
In Japan wurden in ländlichen Gebieten Agrar-Photovoltaikanlagen über Reisfeldern errichtet. Die Module sind so angeordnet, dass sie ausreichend Licht für den Anbau durchlassen, während sie den Wasserbedarf durch reduzierte Verdunstung senken.
Das Modell hat sich besonders in Regionen mit wenig verfügbarem Land als erfolgreich erwiesen. Zudem trägt es dazu bei, die Energieversorgung in abgelegenen Gebieten zu stabilisieren.
 
Deutschland – Agri-PV auf Obstplantagen in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg wurde ein innovatives Agrar-PV-Projekt auf einer Apfelplantage realisiert. Hier schützen die Solarmodule die Bäume vor Hagel und Starkregen, während sie gleichzeitig Strom für die Bewässerung und Kühlung der geernteten Äpfel liefern.
Die Landwirte berichten von stabileren Erträgen und einer verbesserten Effizienz ihres Betriebs. Das Projekt gilt als Pilotmodell für den Obstbau in Deutschland.
 
Italien – Solar- und Landwirtschaft auf Gemüsefeldern
In Norditalien wurde ein Agri-PV-Projekt gestartet, bei dem Solarmodule über Gemüsefeldern installiert sind. Besonders interessant ist der Einsatz bifazialer PV-Module, die das Sonnenlicht von beiden Seiten nutzen und damit die Energieerträge maximieren.
Die Anlage versorgt sowohl den landwirtschaftlichen Betrieb als auch umliegende Haushalte mit Strom. Die Landwirte profitieren von einer höheren Flächeneffizienz und zusätzlichen Einnahmen durch die Einspeisung ins Stromnetz.

Agri-PV: FAQ – weitere Informationen für Sie

Agrar-Photovoltaik ist in den meisten Ländern auf Flächen erlaubt, die für landwirtschaftliche Nutzung ausgewiesen sind. Allerdings unterliegt die Installation rechtlichen Vorgaben, die je nach Region unterschiedlich ausfallen können.

In Deutschland beispielsweise wird Agri-PV auf sogenannten „benachteiligten Gebieten“ oder Flächen mit besonderen Klimarisiken besonders gefördert. Dennoch bedarf es in der Regel einer Baugenehmigung sowie einer Abstimmung mit den örtlichen Behörden, insbesondere wenn Naturschutz- oder Denkmalschutzvorgaben greifen.

Die Kosten für eine Agri-PV-Anlage variieren stark. Faktoren sind unter anderem die

  • Größe,
  • Art der Module
  • und verwendeter Technik.

Im Durchschnitt liegen die Investitionskosten bei 800 bis 1.200 Euro pro Kilowatt-Peak (kWp), wobei bifaziale oder teiltransparente Module oft höhere Kosten verursachen.

Zusätzlich kommen Aufwendungen für die erhöhte Montagekonstruktion, Stromanschlüsse und Genehmigungen hinzu. Trotz der höheren Anfangsinvestition lohnt sich Agri-PV langfristig durch Einspeisevergütungen, Eigenstromnutzung und mögliche Förderprogramme.

Ja, Agri-PV kann sich auch für kleinere Betriebe lohnen – insbesondere, wenn Flächen effizient genutzt werden. Eine kleine Anlage kann beispielsweise den Eigenverbrauch von Strom für Bewässerungssysteme, Maschinen oder den Hofbetrieb decken.

Dank staatlicher Förderungen und steuerlicher Vorteile ist der Einstieg in Agri-PV auch für kleinere Betriebe erschwinglich. Wichtig ist jedoch eine sorgfältige Planung, um die Anlage optimal an die individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Die Lebensdauer einer Agrar-Photovoltaikanlage liegt in der Regel bei 20 bis 30 Jahren, wobei die Module selbst oft noch länger funktionsfähig bleiben.

Regelmäßige Wartung und Pflege können die Effizienz und Lebensdauer der Anlage verlängern. Komponenten wie Wechselrichter oder Montagesysteme können jedoch einen kürzeren Lebenszyklus haben und müssen nach 10 bis 15 Jahren eventuell ersetzt werden.

Die rechtlichen Vorgaben für Agri-PV variieren je nach Land und Region. In Deutschland sind Agri-PV-Anlagen oft auf landwirtschaftlichen Vorrangflächen erlaubt, müssen jedoch die Anforderungen des Bau- und Planungsrechts erfüllen.

Dazu gehören:

  • Absprachen mit Netzbetreibern
  • Baugenehmigungen
  • Nutzungsgenehmigungen
  • Naturschutzbestimmungen

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