Hagelschaden bei PV-Anlagen: Risiken und Vorsorge

Als Hagel bezeichnet man gefrorenen Niederschlag von mindestens 0,5 Zentimeter Durchmesser. Die harten Körner können eine beachtliche Aufprallenergie erzeugen – die insbesondere bei Autobesitzern sehr gefürchtet ist. Doch auch für PV-Besitzer stellt Hagel ein Problem dar, das nicht zu unterschätzen ist.

Handwerker in gelber Arbeitskleidung montiert ein Solarmodul auf einem Dach.
7 Minuten

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem Hagelschlag können PV-Module durch die Aufprallenergie der Hagelkörner beschädigt werden.
  • Ein Hagelschaden kann zu Leistungseinbußen oder sogar zu kompletten Modulausfällen führen.
  • Moderne PV-Module werden nach internationalen Standards auf ihre Hagelschlagresistenz getestet und zertifiziert.
  • Nach einem Hagelschlag sollte die PV-Anlage umgehend auf sichtbare Schäden kontrolliert werden, um Folgeschäden zu vermeiden.

Was sind Hagelschäden an PV-Anlagen?

Tatsächlich ist Hagel eine der größten Gefahren für Photovoltaikanlagen: Treffen die Hagelkörner mit hoher Geschwindigkeit auf die Anlage, können sie die gehärtete Glasoberfläche der PV-Module beschädigen.

Typische Schadensbilder sind

  • Risse im Glas,
  • Absplitterungen und
  • vollständig zerstörte Module.

Besonders tückisch sind dabei kleine Risse, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Diese Mikrorisse in den Solarzellen können sich durch weitere Wettereinflüsse wie beispielsweise Frost vergrößern. In den beschädigten Bereichen können dann sogenannte Hot Spots entstehen: lokale Überhitzungen von bis zu 90 Grad Celsius.

Diese extremen Temperaturschwankungen beschleunigen die Alterung der betroffenen Zellen und können sogar die Kunststoff-Einkapselung sowie die Rückseitenfolie des Moduls beschädigen.

Die Auswirkungen auf die Leistung Ihrer PV-Anlage sind dabei erheblich: Bereits kleine Beschädigungen können zu einem Leistungsverlust von 10 bis 20 Prozent führen. Werden diese Schäden nicht behoben, schreitet die Zerstörung der Module immer weiter voran.

Leider sind Hagelunwetter keine Seltenheit mehr. Während früher hauptsächlich die Sommermonate als kritisch galten, können Hagelschäden an PV-Anlagen mittlerweile fast ganzjährig auftreten. Besonders gefährdet sind dabei Regionen in Süddeutschland, wo Hagelereignisse statistisch gesehen am häufigsten auftreten.

Schon gewusst?

Laut Studien des Deutschen Wetterdienstes hat sich die Anzahl der Tage mit schwerem Hagel (Körnern über 2 cm Durchmesser) in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung eines effektiven Hagelschutzes für PV-Anlagen.

Solaranlagen und Hagelschaden: Die Schutzmechanismen moderner PV-Module

Moderne Solarmodule verfügen über mehrere Schutzebenen gegen Hagelschlag, wobei das speziell gehärtete Solarglas die wichtigste Komponente darstellt. Dieses Sicherheitsglas wird in einem aufwendigen thermischen Prozess behandelt: Es wird zunächst auf etwa 620 Grad Celsius erhitzt und anschließend schlagartig abgekühlt. Durch diesen Vorgang entsteht eine Oberflächenspannung, die das Glas etwa fünfmal widerstandsfähiger macht als herkömmliches Glas.

Zusätzlich wird eine spezielle Antireflexbeschichtung aufgebracht. Diese verbessert nicht nur die Lichtausbeute, sondern weist auch eine gewisse Elastizität auf – was die Stoßresistenz erhöht.

Somit spielt die Bauart der Module eine entscheidende Rolle bei der Hagelresistenz. Glas-Glas-Module bieten durch ihre beidseitige Glaseindeckung einen besonders hohen Schutz gegen Hagel. Sie sind zwar in der Anschaffung etwas teurer als klassische Glas-Folie-Module, überzeugen aber durch ihre höhere Stabilität und längere Lebensdauer.

Auch die Rahmenkonstruktion beeinflusst die Widerstandsfähigkeit: Hochwertige Aluminiumrahmen mit zusätzlichen Querstreben verteilen die Aufprallenergie besser und schützen das Modul dadurch effektiver vor Hagelschäden.

Qualitätstests und Zertifizierungen

Bevor ein PV-Modul auf den Markt kommt, muss es strenge Qualitätstests durchlaufen. Die Prüfung der Hagelschlagresistenz erfolgt dabei unter genau definierten Laborbedingungen: In speziellen Testanlagen werden Eiskugeln verschiedener Größen mit exakt kontrollierten Geschwindigkeiten auf unterschiedliche Stellen des Moduls geschossen.

Nach jedem Aufprall wird das Modul sowohl optisch als auch elektronisch auf Beschädigungen untersucht. Dabei wird nicht nur die unmittelbare Funktionsfähigkeit geprüft, sondern auch das Langzeitverhalten simuliert. Vergeben werden internationale Zertifizierungen, die bestätigen, welche Aufprallenergien die Module aushalten.

Wie kann ich meine PV-Anlage vor Hagelschaden schützen?

Der wirksamste Schutz Ihrer PV-Anlage beginnt bereits bei der fachgerechten Planung und Installation. Eine durchdachte Ausrichtung der Module spielt dabei eine zentrale Rolle. Ein Neigungswinkel von mindestens 15 Grad reduziert nicht nur die direkte Aufprallenergie, sondern ermöglicht auch ein besseres Abrollen der Hagelkörner.

Moderne Montagesysteme gewährleisten dabei eine optimale Lastverteilung und zusätzliche Stabilität. Installateure achten zudem auf ausreichend Abstand zwischen den Modulen, um temperaturbedingte Spannungen zu minimieren.

Doch nicht nur die technischen Aspekte sind von Wichtigkeit. Unerlässlich ist auch eine passende Versicherung, um Ihre PV-Module bei Hagelschaden abzusichern. Eine spezielle Elektronik-Versicherung bietet dabei einen deutlich umfangreicheren Schutz als eine standardmäßige Gebäudeversicherung.

Achten Sie bei der Wahl der Versicherung besonders auf folgende Punkte:

  • Einschluss von Schäden durch Naturgewalten wie Schneedruck oder Hagelschlag
  • Absicherung von Ertragsausfällen während der Reparaturphase
  • Deckung von Folgeschäden an der Elektronik
  • Günstige Selbstbeteiligung im Schadensfall
  • Möglichkeit der Neuwertersetzung bei Totalschaden

Hinweis

Erstellen Sie direkt nach der Installation Ihrer PV-Anlage eine ausführliche Fotodokumentation, indem Sie jedes Modul im Detail fotografieren. Diese Bilder sind im Schadensfall Gold wert – denn sie belegen den ursprünglichen Zustand Ihrer Anlage gegenüber der Versicherung.

Nach dem Unwetter: Was ist bei einem Hagelschaden zu tun?

Ein Hagelschaden an PV-Anlagen sollte bestenfalls schnell erkannt und professionell behandelt werden. Denn bereits kleine Schäden können sich durch weitere Wettereinflüsse vergrößern und zu kostspieligen Folgeschäden führen.

Nach einem Hagelereignis sollten Sie daher umgehend eine Sichtprüfung durchführen: Kontrollieren Sie – sofern möglich – Ihre PV-Module auf sichtbare Schäden wie Glasbruch, Risse oder Absplitterungen. Achten Sie besonders auf feine Haarrisse, die sich oft erst bei bestimmten Lichtverhältnissen zeigen.

Achtung: Sicherheit geht vor! Betreten Sie das Dach nur, wenn Sie die entsprechende Sicherheitsausrüstung und Erfahrung haben. Im Zweifelsfall überlassen Sie die Kontrolle einem Fachbetrieb.

Steigern Sie anschließend Ihre Ertragsüberwachung. Beobachten Sie also in den Tagen nach dem Hagelereignis die Leistungsdaten Ihrer Anlage besonders genau. Ein ungewöhnlicher Leistungsabfall kann auf versteckte Schäden hinweisen.

Sollte es Schäden geben, dokumentieren Sie diese ausführlich mit Fotos und Datum des Schadens. Informieren Sie zeitnah Ihre Versicherung und lassen Sie sich die weiteren Schritte erläutern. Ein zertifizierter Sachverständiger wird den Schaden dann genau begutachten und den Reparaturbedarf ermitteln.

Wirtschaftliche Aspekte bei Hagelschäden

Die finanziellen Folgen eines Hagelschadens können tatsächlich erheblich sein. Neben den reinen Reparaturkosten sind vor allem die Ertragsausfälle während der Reparaturphase relevant.

Je nach Jahreszeit und Dauer der Reparatur können die Ausfälle mehrere hundert Euro betragen. Die Investition in hochwertige Glas-Glas-Module mit verbesserter Hagelschlagresistenz kann sich daher langfristig rechnen.

Zwar sind die Anschaffungskosten höher, dafür sinkt jedoch auch das Risiko von hagelschlagbedingten Leistungseinbußen und kostspieligen Reparaturen. Die Mehrkosten amortisieren sich meist innerhalb weniger Jahre – besonders in Regionen mit erhöhtem Hagelrisiko.

Ein höheres Investment lohnt sich auch bei der Versicherung. Bei guten Elektronik-Versicherungen werden nicht nur die Reparaturkosten gedeckt, sondern auch die Ertragsausfälle während der Reparaturphase übernommen.

Häufig gestellte Fragen

Hagelschäden zeigen sich oft durch sichtbare Beschädigungen wie Risse, Sprünge oder Absplitterungen im Glas. Auch ein Leistungsabfall kann auf einen Hagelschaden hindeuten. Doch nicht alle Schäden sind mit bloßem Auge erkennbar. Lassen Sie im Zweifelsfall einen Fachbetrieb eine professionelle Begutachtung durchführen – dieser verfügt über spezielle Messgeräte, die auch versteckte Schäden aufspüren können.

Die Kosten hängen stark vom Umfang der Beschädigung ab. Während einzelne beschädigte Module meist für 200 bis 500 Euro ersetzt werden können, kann ein Totalschaden der gesamten Anlage schnell mehrere tausend Euro kosten. Hinzu kommen mögliche Ertragsausfälle während der Reparaturzeit.

Eine normale Gebäudeversicherung deckt häufig nur Schäden an der Unterkonstruktion ab – nicht aber an den Modulen selbst. Prüfen Sie daher unbedingt Ihren Versicherungsschutz und schließen Sie gegebenenfalls eine zusätzliche Versicherung ab. Hier bieten sich besonders spezielle Elektronik-Versicherung an – hier sind Hagelschäden standardmäßig eingeschlossen.

Moderne PV-Module werden nach internationalen Standards auf ihre Hagelschlagresistenz getestet. Die Hersteller müssen dabei nachweisen, dass ihre Module bestimmten Aufprallenergien standhalten können. Die Widerstandsfähigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Qualität des verwendeten Solarglases, der Modulkonstruktion und der gewählten Montageart. Je höher die Modulqualität, desto besser ist in der Regel auch der Schutz vor Hagelschäden.

Spezielle Hagelschutzvorrichtungen wie Netze oder Abdeckungen sind für PV-Anlagen wenig praktikabel. Sie können die Leistung der Anlage beeinträchtigen und verursachen zusätzliche Kosten. Ein ausreichender Neigungswinkel und qualitativ hochwertige Module bieten in der Regel den besten Schutz.

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