Schnee auf Solaranlagen: Risiken und Lösungen

Besonders Regionen, die mit häufigem Schneefall konfrontiert sind, müssen sich mit einem Thema befassen: Der Schneelast. Die Schneelast bezeichnet das Gewicht der Schneedecke, das auf einer PV-Anlage lastet. In deutschen Mittelgebirgen und im Alpenraum muss daher bereits bei der Planung die Statik der PV-Anlage auf höhere Belastungen ausgelegt sein. Aber auch in flacheren Regionen kann es durch extreme Winterereignisse zu erheblichen Schneelasten kommen.

Handwerker in gelber Arbeitskleidung montiert ein Solarmodul auf einem Dach.
7 Minuten

Das Wichtigste in Kürze

  • Schnee auf Photovoltaikanlagen kann zu erheblichen Ertragseinbußen und sogar zu statischen Problemen wie Dachverformungen oder Schäden führen.
  • Ob der Schnee entfernt werden muss, hängt von der Dachstatik, der Schneemenge, dem Neigungswinkel und den akuten Wetterbedingungen ab.
  • Das natürliche Abtauen des Schnees durch Sonneneinstrahlung und die Eigenwärme der Module ist meist die sicherste und effizienteste Methode.
  • Eine professionelle Planung der PV-Anlage unter Berücksichtigung der lokalen Schneelasten ist der wichtigste Faktor für einen sorgenfreien Winterbetrieb.

Warum Schnee auf Solaranlagen ein wichtiges Thema ist

Ein Kubikmeter Schnee kann je nach Beschaffenheit zwischen 50 und 400 Kilogramm wiegen. Dieser große Unterschied ergibt sich aus der Art des Schnees: Während Pulverschnee sehr leicht ist, bringt nasser, verdichteter Schnee ein Vielfaches auf die Waage.

Somit führt nicht nur frisch gefallener Schnee zu Belastungen. Insbesondere wenn Schnee auf Solaranlagen zu schmelzen beginnt, kann das zu Problemen führen: Durch das Schmelzwasser wird der verbleibende Schnee schwerer. Besonders bei teilweise blockierten Modulen kann das zu ungleichmäßigen Belastungen führen.

Schon gewusst?

Eine 10 Zentimeter hohe Schneeschicht entspricht etwa 10 Litern Wasser pro Quadratmeter. Bei einer durchschnittlichen PV-Anlage mit 30 Quadratmetern Fläche lastet somit schon bei dieser geringen Schneehöhe ein Gewicht von 300 Kilogramm auf dem Dach.

Die Auswirkungen von Schnee auf Photovoltaik

Wenn sich Schnee auf einer Photovoltaikanlage sammelt, hat das verschiedene Auswirkungen auf den Betrieb und die Sicherheit der Anlage.

  • Physikalische Belastung: Die offensichtlichste Folge ist die physikalische Belastung durch das Gewicht des Schnees auf die Anlage. Je nach Neigungswinkel der Module und Beschaffenheit des Schnees kann sich eine beträchtliche Menge ansammeln, bevor der Schnee von selbst abrutscht.
  • Ertragsausfall durch Schnee: Sobald die Solarmodule auch nur teilweise von Schnee bedeckt sind, reduziert sich die Energieproduktion erheblich. Bei einer vollständigen Schneebedeckung kommt die Stromerzeugung zum Erliegen.
  • Ungleichmäßige Schneeverteilung: Wenn Schnee nur teilweise abtaut oder ungleichmäßig abrutscht, können einzelne Modulbereiche stärker belastet werden als andere. Dies kann zu Spannungen in der Unterkonstruktion führen.

Solaranlagen und Schnee passen somit nicht wirklich gut zusammen – doch natürlich hat die PV-Industrie auch diese Probleme berücksichtigt.

Vorbeugung und Planung

Eine moderne, professionell geplante PV-Anlage ist natürlich auch bestens für winterliche Verhältnisse gerüstet. Doch das beginnt bereits bei der Grundplanung, bei der mehrere zentrale Faktoren berücksichtigt werden müssen.

Statische Berechnung als Fundament

Die Basis jeder schneesicheren PV-Installation ist eine sorgfältige und exakte statische Berechnung. Dabei wird nicht nur die Tragfähigkeit des Daches geprüft, sondern auch die zusätzliche Last durch die Photovoltaikanlage sowie die zu erwartende Schneelast einkalkuliert.

Die Berechnung orientiert sich an der jeweiligen Schneelastzone: Deutschland ist in vier Zonen eingeteilt, die unterschiedliche Mindestanforderungen an die Statik stellen. Während in Norddeutschland (Zone 1) eine Traglast von mindestens 65 kg/m² ausreicht, müssen Anlagen in den Alpenregionen (Zone 3) Belastungen von bis zu 210 kg/m² standhalten können.

Modulaufständerung und Neigungswinkel

Ein entscheidender Faktor für das Schneeverhalten ist der Neigungswinkel der Module. Praktische Erfahrungen zeigen: Je steiler die Module montiert sind, desto besser rutscht der Schnee ab. Für schneereiche Gebiete empfehlen Experten einen Mindestneigungswinkel von 30 Grad.

Bei flacheren Winkeln bleibt der Schnee länger liegen, was sowohl die statische Belastung als auch die Ertragseinbußen erhöht. Die Unterkonstruktion muss dann entsprechend robust dimensioniert sein, um auch ungleichmäßige Schneelasten aushalten zu können.

Qualität der Komponenten

Einige der modernen Solarmodule sind speziell für hohe Schneelasten ausgelegt. Die wichtigsten Merkmale dieser Komponenten sind:

  • Verstärkte Modulrahmen aus hochwertigem Aluminium
  • Gehärtetes Solarglas mit einer Stärke von mindestens 3,2 Millimetern
  • Spezielle Dichtungen zwischen Glas und Rahmen, die immer wasserdicht bleiben
  • Zertifizierte Montageschienen mit erhöhter Traglast und Verwindungssteifigkeit

Planung der Entwässerung

Oft unterschätzt, aber elementar wichtig: Ein durchdachtes Entwässerungskonzept. Ohne eine gute Entwässerung können im Winter gefährliche Eisbarrieren entstehen, die die Dachkonstruktion beschädigen oder sogar herabfallen können.

Wenn Schnee auf den Modulen schmilzt, muss das Wasser kontrolliert abfließen können. Dabei sind ausreichend dimensionierte Dachrinnen- und frostsichere Ablaufsysteme zu berücksichtigen. Darüber hinaus können an kritischen Stellen auch geeignete Dachrinnenheizungen zum Einsatz kommen.

Durchdachtes Montagesystem

Ein professionelles Montagesystem berücksichtigt auch die Wartungsfreundlichkeit im Winter. Ein gut geplantes System hilft dabei, die PV-Anlage schneefrei zu halten. Dabei sind folgende Aspekte wichtig:

  • Ausreichend Abstände zwischen den Modulreihen, damit Schnee kontrolliert abrutschen kann
  • Schneefanggitter an kritischen Stellen, die unkontrolliertes Abrutschen großer Schneemassen verhindern
  • Optimierte Kabelführung, die auch bei hoher Schneelast nicht beschädigt werden kann
  • Flexible Befestigungspunkte, die thermische Ausdehnung und ungleichmäßige Belastungen ausgleichen

Diese sorgfältige Planung und effiziente Umsetzung machen moderne PV-Anlagen äußerst robust – selbst gegen winterliche Belastungen wie Schnee. Die Mehrkosten für qualitativ hochwertige Komponenten und eine professionelle Installation amortisieren sich durch die erhöhte Betriebssicherheit und längere Lebensdauer der Anlage.

Hinweis

Eine professionelle Wartung Ihrer PV-Anlage im Herbst zahlt sich im Winter aus! Ein Tipp: Dokumentieren Sie mit Fotos den Zustand Ihrer Anlage bei der Wartung. So können Sie nach dem Winter Veränderungen besser erkennen.

Schnee auf Photovoltaik: Maßnahmen im Winter

Eine häufige Frage im Winter ist: Muss Schnee von der PV-Anlage entfernt werden? Die Antwort lautet in den meisten Fällen: Nein. Photovoltaik vom Schnee zu befreien, ist in den meisten Fällen unnötig.

Wie bereits beschrieben, sind moderne PV-Anlagen für die typischen winterliche Belastungen ausgelegt. Zudem erwärmen sich die schwarzen Modulflächen bei Sonneneinstrahlung durch die Absorption des Sonnenlichts. Diese Eigenwärme führt dazu, dass der Schnee von allein abtaut oder abrutscht, sobald die Wetterbedingungen es zulassen.

Es wird dringend davon abgeraten, Schnee eigenständig zu räumen, da durch rutschige Dächer und schlechte Witterungsbedingungen eine erhöhte Unfallgefahr herrscht. Um Schnee von Solaranlagen zu entfernen, braucht es zudem Werkzeug – und das bringt ein Beschädigungsrisiko mit sich. Es droht sogar der Garantieverlust, denn Schäden durch unsachgemäße Reinigung werden nicht abgedeckt.

Statt einer Schneeräumung empfiehlt sich eine regelmäßige Überwachung. Besonders nach extremen Schneefällen sollten Sie die Erträge über das Monitoring im Blick behalten. Schauen Sie sich Ihre Anlage zudem täglich kritisch an: Hören Sie ungewöhnliche Geräusche oder sehen Sie Verformungen? Bei Auffälligkeiten sollten Sie immer einen Fachbetrieb kontaktieren. Im Extremfall kann der Einsatz eines Schneeräumers auf der PV-Anlage notwendig werden.

Wichtig zu wissen: Die meisten Photovoltaik-Versicherungen decken Schäden durch Schneelasten ab – allerdings nur, wenn die Anlage fachgerecht installiert wurde und die regionalen Vorgaben zur Schneelast eingehalten wurden. Prüfen Sie Ihre Police auf entsprechende Klauseln und dokumentieren Sie regelmäßig den Zustand Ihrer Anlage.

Häufig gestellte Fragen

Eine pauschale Angabe ist hier nicht möglich, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt: der Statik Ihres Daches, der Qualität Ihrer PV-Anlage und der genauen Schneelast. Als Orientierung: Eine fachgerecht installierte Anlage hält in Norddeutschland mindestens 65 kg/m² und in den Alpenregionen bis zu 210 kg/m² stand. Diese Werte berücksichtigen bereits übliche Schneelasten in der jeweiligen Region.

In der Regel gar nicht. Die PV-Module erwärmen sich bei Sonneneinstrahlung, sodass der Schnee von selbst abrutscht. Eine manuelle Schneeräumung ist nur in absoluten Ausnahmefällen nötig – und sollte dann ausschließlich von Fachkräften durchgeführt werden. Denn die Gefahr, sich selbst zu verletzen oder die Module zu beschädigen, ist sehr groß. In seltenen Fällen kann der Einsatz eines Schneeräumers auf der PV-Anlage notwendig werden.

In den Unterlagen Ihrer Solaranlage müssen die maximal zulässigen Schneelasten dokumentiert sein. Diese Werte wurden bei der Planung entsprechend Ihrer Schneelastzone berechnet. Wenn Sie sich unsicher sind, kontaktieren Sie Ihren Installateur. Dieser kann anhand der verbauten Komponenten und der Montageart die Belastbarkeit Ihrer Anlage einschätzen.

Der Neigungswinkel ist tatsächlich entscheidend für das Abrutschen von Schnee. Je steiler die Module montiert sind (optimal sind mindestens 30 Grad), desto besser rutscht der Schnee ab. Bei flacheren Winkeln bleibt der Schnee länger liegen. Dies wird jedoch bei der Planung berücksichtigt – die Unterkonstruktion ist dann entsprechend verstärkt, um die höhere Last problemlos tragen zu können.

Typische PV-Versicherungen decken Schneelast-Schäden ab. Voraussetzung ist jedoch, dass Ihre Anlage fachgerecht installiert wurde und die regionalen Vorgaben zur Schneelast eingehalten wurden. Wichtig zu beachten: Schäden durch eigene Schneeräumungsversuche sind meist nicht versichert. Prüfen Sie Ihre Versicherungspolice und lassen Sie sich im Zweifel von Ihrer Versicherung beraten.

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